Entscheidungsarmut im Alter

Wir haben eine recht große Auswahl an Grußkarten im Geschäft. Ich behaupte mal, die Anzahl der Motive geht in den fünfstelligen Bereich. Dazu kommen noch ein paar üblich verdächtige Ständer mit Namenskarten (ja, die werden leider gekauft), Postkarten mit Sprüchen, Ansichtskarten aus der Region, jetzt grade Weihnachtskarten in ein paar hundert Motiven und last but not least die Frauenkarten (das sind die Dinger, die meist in schwarz-weiß-Optik von Frauen an den Kühlschrank oder Spiegel gepappt werden).

Opi, um die 70, kommt kurz nach 9 Uhr hier reingeschneit, voll den Motzblick aufgesetzt und offenbar von Mutti heute morgen gegen den Strich gebürstet. Selbstverständlich grußlos. Er war Lehrer. Das hat mir seine Frau einmal (nicht ohne Stolz!) erzählt.

Schleicht die Kartenwand hoch und runter, beguckt sie die Ständer. Insgesamt staunt er so um die 10 Minuten.

Guckt mich an und fragt: „Ist das alles, was sie hier an Karten haben?“

Ich: „Suchen Sie Karten für einen bestimmten Anlass?“

Kunde: (sofort aufgebracht) „Fragen beantwortet man nicht mit Gegenfragen, Sie Subjekt!“

Subjekt. Auha. So hat mich auch noch keiner genannt…

Ich: „Na und? Man sagt auch ´Guten Morgen`, wenn der Bauer den Stall betritt!“

Kunde: „HABEN SIE NOCH MEHR KARTEN?“

Am liebsten hätte ich ja gesagt: „Weißt Du doch nicht!“

Ich: „Ja, Osterkarten. Im Keller.“

Kunde: (irrtiert) „stammel… ärg… öhm…“

Ich (setze mein schönstes Lächeln auf): „Schönes Wochenende, schönen Heimweg und Grüße an die gnäd´ge Gattin!“

Wenn er seine Frau dabei hat, darf er übrigens immer nur den Einkaufswagen schieben und artig Platz machen, wenn sie guckt.  :mrgeen: