Das deutsche Reinheitsgebot

Ich stehe ja total auf ungepflegte Menschen. Und finde es auch total geil, wenn dieser Menschenschlag den Weg in meinen wunderbar nach Papier und Graphit riechenden Laden findet. Für solche Fälle habe ich eine Sprühflasche mit der Geruchsrichtung „Bahnhofsklo“ unterm Tresen stehen, weil nur das Zeug den Geruch effektiv übertüncht.

Auch, wenn ihr das jetzt nicht glaubt: Meist bin ich so höflich, und sage dazu nichts.

Kunde: (übelst mistig, aber nicht in Arbeitskleidung) Geschenkpapier, hamse Geschenkpapier?

Ich: Genau neben ihnen.

Kunde: Sie müssen entschuldigen, ich sehe schon schlecht.

Das habe ich mir gedacht. Weil sonst würde der Blick in den Spiegel unweigerlich einen Gang ins Badezimmer nach sich ziehen.

…wenig später: Zwei Rollen Geschenkpapier liegen vor mir.

Ich: Einsachtundneunzig bitte.

Der Kunde hält mir seine Geldbörse hin, die mindestens 30 Jahre alt ist und mit hoher Wahrscheindlichkeit die Vorlage für sein gesamtes Erscheinungsbild war.

Kunde: Da, nehmse mal raus!

Ich: (kurz vorm Kotzen) Ganz bestimmt nicht.

Jetzt fingert er eine Münze raus und legt die auf den Tresen. Gott sei Dank ein Zwei-Euro-Stück. Ich lege ihm das Wechselgeld daneben.

Ich: Vielen Dank und einen schönen Tag!

Kunde: Sie müssen das Geld noch wegstecken.

Ich: (setze mein süssestes Lächeln auf) Ja, mach ich gleich. Tschüss!

ER.

GEHT.

NICHT!

Kunde: Wissense, die Leute gehen ja immer so sorglos mit ihrem Geld um…

Eh, auf ne Runde Smalltalk mit Dir hab ich grad gar keine Lust. 

Ich: GNARF.

Kunde: Was ist nun, soll ich die zwei Euro wieder einstecken?

ERLÖSUNG: Der Paketdienst kommt.

Ich: TSCHÜSS. Ich hab zu tun!

Er trabt in der Tat ab. Puh…

Ich schnappe mir eine Packung Desinfektionstücher, fasse die Münze mit einem Tuch an und hau die in den Quarantäne-Eimer. Nach zehn weiteren Tüchern fühlen mein Tresen und ich uns wieder einigermaßen sauber…

Für Dich mein Kind…

Das Kind fragt den Vater: Magst Du mich?
Der Vater sagt nein.

Es wollte wissen: Findest Du mich hübsch?
Der Vater sagt nein.

Dann fragt das Kind: Bin ich in Deinem Herzen?
Der Vater sagt nein.

Als letztes Fragt das Kind: Würdest Du für mich weinen?
Der Vater sagt nein.

Das Kind ging traurig davon. Aber der Vater hielt es fest und sagte: Ich mag Dich nicht, ich liebe Dich.Ich finde Dich nicht hübsch, ich finde Dich wunderschön. Du bist nicht in meinem Herzen, Du bist mein Herz! Ich würde nicht für Dich weinen, ich würde für Dich sterben…

Geschmacklos

Kundin: Ich möchte eine Geburtstagskarte.

Ich: Na dann… Freie Auswahl! (ich zeige auf die Kartenwand und ein Rudel Kartenständer)

Kundin: Geben Sie mir einfach eine…

Ich latsche zur Kartenwand, aus Gründen der Diskussionsunlust nehme ich eine neutrale Karte passend für alt/jung/mann/frau und scanne das Ding.

Ich: Einsfünfundneunzig bitte.

Kundin: Nee, die is ja mal häßlich, wa?

Ich habs geahnt.

Ich: Kein Problem, da sind knapp zehntausend andere…

Kundin: Zeignsemal ne andere!

Ich schnappe mir nen Kartenständer und rolle den zur Kasse. Die Kundin guckt mich irritiert an…

Ich: (dreh den Ständer wie ein Karrussel) Einfach mal Stopp sagen!

Kundin: Stopp!

Ich halte den Ständer an und tippe mit dem Zeigefinger auf eine optisch extrem hässliche Karte…

Ich: So, und die wird jetzt ohne Gemecker genommen!

Kundin: (grinst über beide Ohren) Ja, die ist ok….

Kundin: Zweifünfundneunzig bitte! Hättensemal die erste genommen…

Sie bezahlt und trabt lachend ab….

Entenlöcher

Kundin: Ich brauche einen Locher, aber keinen normalen.

Ich: Was haben sie vor?

Kundin: Löcher in Leder machen.

Ich: Ok, dann brauchen Sie eine Lochzange. Die gibts im Baumarkt.

Kundin: Haben Sie hier gar nichts?

Ich: Doch, aber nur Motivlocher, die sind für Karton geeignet. Leder schaffen die nicht.

Kundin: Zeigensemal!

Oh man… Das war ja klar… Ich latsche mit der Kundin zum Regal…

Kundin: Da sind ja gar keine Kreise bei!

Ich: Deswegen heißen die auch Motivlocher.

Kundin: Und wie bekomme ich jetzt Löcher rein?

Ich: Mit einer LOCHZANGE.

Kundin: Zeigensemal!

Ich: Die gibt es im BAUMARKT.

Kundin: Und die hier gehen nicht?

Ich: Nicht für Leder, die sind für Karton gedacht.

Kundin: Haben Sie das schonmal probiert?

Langsam steigt meine Temperatur…..

Ich: Warum sollte ich das probieren?

Kundin: Na das Leder passt da bestimmt rein… (sie beäugt einen Motivlocher und dreht das Ding hin und her)

Ich: Na wennse ne Ente als Loch drin haben wollen – einfach mal ausprobieren wa?

Kundin: Mit normalen Löchern haben Sie den nicht?

Ich suche verzweifelt die versteckte Kamera….

Ich: Doch. Die sind aber erst Ende des Jahres wieder lieferbar.

Kundin: Aha. Dann schau ich nochmal rein.

Ich: Meinetwegen… Schönen Tach noch…

Gerollt und nicht anders!

Kunde, Mitte/Ende 60 mit enormen Potential, die Werbeblättchen am Sonntag auswendig zu lernen. Natürlich grußlos…

Kunde: Ich hätte gern Etiketten, so groß (zeigt ne Streichholzschachtelgröße mit dem Daumen und Zeigefinger) zum Beschriften von Dosen.

Ich: Wieviele benötigen Sie davon?

Kunde: Ach, nur ein paar…

Ich zeige ihm eine Kleinpackung mit 36 Stück für 1,70 Euro.

Kunde: Neeeeeeeeeeeeee, sonne Rolle muss das sein!

Ich: Rollen haben wir nur für Etikettendrucker, da sind dann 500 Stück für knapp 15 Euro drauf…

Kunde: Nein, es MUSS kleine Rollen fürn Euro geben, der $trödelrestekrammarktohnebeleuchtung hat sowas auch!

Ich: Na dann Attacke, hin da!

Kunde: Jetzt haben die ja keine mehr…

Ich: Da kann ich auch nichts für…

Kunde: Sagnsemal, das kann doch wohl nicht sein, sie müssen doch…

Ich: Ja, morgens um acht, ne viertel Stunde.

Kunde: Früher hat man sich für seine Kundschaft noch den ***** aufgerissen Sie ********!!! Scheisshaus!!!

Ich: Richtig!

„Best Ager extrem“ oder „Steter Tropfen höhlt den Stein“

Was treibt Menschen eigentlich dazu, vor einem Leergutautomaten zehn Minuten zu stehen und immer wieder die gleiche Einwegflasche in das Ding zu ballern? Die Freude zu sehen, wie die Hütte einem die Flasche wieder zurückspuckt? Langeweile? Hoffen, dass der Kasten nach dem zwanzigstem Versuch die Pulle doch frisst? Geldnot? Pure Verzweiflung? Fragen über Fragen…

Zeitnot

Das real life ist erbarmungslos und schlägt immer dann zu, wenn man es am wenigsten benötigt. Neben zwei Messen, die am Wochenende auf dem Plan stehen, kommen natürlich kurz vorher (Murphy sei Dank) noch Industriekunden meines ersten Standbeines mit mittelgroßen bis schweren Havarien. IM JANUAR! Eigentlich ein Erholmonat für mich, da die meiste Kundschaft noch im Jahreswechselkoma ist. Eigentlich…

Der Laden hat mich in dieser Woche auch nur kurz gesehen und den Rest den Woche wird er mich auch nicht sehen. Ich vertrau da mal meinen Mädels, die können das auch prima ohne mich.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die nächsten Tage wird es hier nicht viel Neues geben und ich überlege mir, ob ich vielleicht auch mal eine „erfundene“ Geschichte mit einbaue… Nicht, dass ich nicht genügend „echtes“ Material hätte, aber man will ja auch seine Kritiker zufriedenstellen… 😉

Bis bald!

Einkaufstipp für Männer

Liebe Herren der Schöpfung. Ich weiß, es ist schwer. Sehr schwer. Aber auch wenn es noch so unbequem ist – bitte steckt im Supermarkt oder in irgendwelchen Geschäften nicht die Hände in die Hosentaschen und rückt da irgendwelche Sachen zurecht, während die Einkaufsleitung im Regal kramt.

Auch wenn ihr denkt, das sieht keiner: Allein am Ruckeln der Schulter oder am leichten Ausfallschritt nach links und rechts kann jeder erkennen, was ihr im Schilde führt. Ob er will oder nicht.

Geht doch bitte in irgendeine dunkle Ecke oder auf die Toilette. Es ist echt nicht schön anzusehen…

👿