Terror im Ausverkauf Part I

Männlich, Mitte 80, mobil, gut und elegant gekleidet, erstaunlich volles Haar – artig zurückgegelt. Aber: Ekelhafter Blick, wenn er seine Mitmenschen beguckt. ^^ Steht in gebührendem Abstand zum Füllfederhalterfachverkaufsgeschäft und mustert die schnäppchenjagende Kundschaft. Zwei, drei Minuten steht er fast bewegungslos und steuert mich dann an. Auf dem Weg zu mir rammt er mit Absicht zwei Kartenständer, ein Mädchenkramregal und eine Box mit Geschenkpapier. Ich würdige ihn keines Blickes und reagiere erst, nachdem er direkt vor mir steht und grüßt…

Kunde: Guten Tag.

Ich grüße artig zurück.

Kunde: Ich hätte gern eine Karte. Auf der muss stehen: „Die allerzherzlichsten Grüße“

Aha. Fail. Braten gerochen. 

Ich: Haben wir (is glatt gelogen – gibts gar nicht). Dort an der Kartenwand, ziemlich mittig unter „neutral“.

Kunde: (LAUT!) Nein! SIE gehen DORTHIN und holen MIR eine Auswahl!

Ich: Das wüßte ich wohl. Ich hab heute Hüfte…

Kunde: ???

Ich: Hüfte! Es knackt bei mir untenrum wenn ich mich sinnlos bewege!

Treffer und los gehts… 

Kunde: DAS KANN DOCH WOHL NICHT WAHR SEIN. WAS IST DENN DARAN SO SCHWER, MIR MEINE WÜNSCHE ZU ERFÜLLEN? SIE WOLLEN DOCH HIER NUR GELD OHNE ARBEIT VERDIENEN! FAULES GESINDEL HEUTZUTAGE, FRÜHER…

Ich: Hörnsema… Ich tippe darauf, dass Sie ein pensionierter Lehrer oder irgendein Ex-Beamter sind.

Große Augen und halboffener Mund beim Senior, keine Verärgerung, eher verdutzt.

Ich: Begründung erwünscht?

Er schaut interessiert, in seinen Augen blitzt es verschmitzt….

Ich: Sie stehen minutenlang und mustern aus sicherer Entfernung die Umwelt. Prüfen genau einen Ansatzpunkt, um sich etwas Unterhaltung zu verschaffen. Wenn Sie sich sicher sind, suchen Sie sich ein „Opfer“. Provozieren subtil mit einer scheinbar sinnvollen Frage…

Kunde: Gut, gewonnen. Ich wünsche Ihnen frohe Feiertage!

…ich gucke blöd!

Ich: Moment, ich war doch noch gar nicht fertig…

Kunde: Aber ich!

Und latscht grinsend los. Ohne irgendetwas zu rammen. Chapeau, Mr. Senior! 😉

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