…ist mir der Wahn um König Fußball in Form der WM. Verhalten geht es los, mit glücklichen und vielleicht auch spielerischen Erfolgen der deutschen Mannschaft erwacht auch Lieschen Müller und dekoriert ihr Auto oder ihr Gesicht mit den schwarz-rot-goldenen Farben. Mit jedem Rutsch weiter steigt die Euphorie, da werden Laien, die kaum geradeaus laufen können, zu wahren Fußballprofis und kommentieren im heimischen Garten lautstark Spielzüge, die es gar nicht gibt. Da werden profane, langweilige und letztlich auch schlechte Spiele wie gegen die USA als herausragende Leistung gefeiert.
Ein gutes hat der Wahn, die Menschen reden miteinander und wenn es eben nur Unfug ist. Aber es geht ihnen gut dabei und wenn die Bolztruppe vom DFB dann mal solche Dinger wie gegen Brasilien reißt, sind wir die Größten. Das Brasilien vielleicht einfach nur grottenschlecht war und wir ein paarmal mehr Glück hatten, als die Gastgeber, kommt niemandem in den Sinn. Da werden Metaphern durch die Gegend geschlagen, dass es nur so kracht. Die deutschen Fans eskalieren auf den Straßen, im Job, bei Facebook mit bösen, herablassenden Bildern. WIR sind die Größten. Vor allem WIR.
Gut gefallen hat mit die Reaktion der brasilianischen Fans. Da wird der Gegner mit ehrlichem Beifall bedacht und gefeiert, keine Wut, kein Haß, eher Enttäuschung über die Leistung der eigenen Mannschaft. Hätte Brasilien gegen uns 7:1 gewonnen, wären die Schiedsrichter, die Gegner, die Kanzlerin, das Wetter, der Weihnachtsmann und letztlich der Papst dafür verantwortlich gewesen. Und Brasilien wäre sowieso Scheiße gewesen.
Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber von der Kultur anderer sollten wir uns mal ´ne Scheibe abschneiden, anstatt nur unsere Siege zu feiern. Ob hämisch, herablassend oder ehrlich.
Übrigens, der Papst. Auch als Atheist hat mir der Kommentar vom weißen Mann aus Rom gefallen. Der sagte bei Twitter
Die Weltmeisterschaft führte Menschen verschiedener Länder und Religionen zusammen. Möge der Sport stets die Kultur der Begegnung fördern