Minen und Peilstäbe

Klassiker. Passiert regelmäßig.

Kunde: Tach. Ich hätte gern eine Kugelschreibermine.

Ich: Haben Sie die alte Mine dabei?

Kunde: Nee, das is sonne kurze, blau! (zeigt irgendeine Länge zwischen 3 und 15 Zentimetern mit Daumen und Zeigefinger)

Ich: Kennen Sie den Hersteller des Kugelschreibers?

Kunde: Wozu? Das is ne stinknormale Kugelschreibermine. Zeigen Sie doch mal, was sie haben!

Ich klappe also eine Kiste mit ca. 20 Minensorten auf. Die Standard-Minen liegen direkt vor ihm. Überforderung breitet sich im Kundengesicht aus.

Ich: DAS und DAS sind Standardminen.

Kunde: Ähm, nö. So sehen die nicht aus. Die haben da hinten was dran.

Aha, die haben da also was dran. Is ja ´n Ding.

Ich: Wollen Sie nicht lieber den Kugelschreiber oder die alte Mine mitbringen, so kommen wir nicht weiter…

Kunde: Nein, ich brauch die Mine jetzt. Ist das alles was Sie haben?

Ok, auf DEN Satz habe ich gewartet. Ich greife unter den Tresen und hole vier weitere Kisten raus. Die Auswahl vergrößert sich schlagartig von 20 auf über 100 Modelle. Ich weiß auch, was jetzt kommt.

Kunde: (panischer Gesichtsausdruck) Ähm, die da, die müsste passen. Oder nein, so wie die sieht die aus! Die da würde auch gehen….

Er zeigt auf eine Mine für 12,50 Euro.

Ich: Ganz sicher? Dann hat Ihr Kugelschreiber knapp 800 Euro gekostet? Die Mine kostet 12,50 Euro.

Kunde: WTF??? WIEVIEL? Nein, das war ein Werbegeschenk! Ich bezahl doch keine 12,50 Euro für eine Kugelschreibermine! (Falten bilden sich auf der Stirn)

Ich: Na die Mine habe Sie sich grade ausgesucht. Ich tippe ja auf diese hier. (…und zeige ihm eine Parker-System-Großraummine für nen Euro)

Kunde: Auf keinen Fall, ich weiß doch, wie die Mine aussieht! (tippt beharrlich auf das zwölffuffzich-Modell) Haben Sie nicht was Billiges?

Ich: Ja, Radiergummis, Bleistifte und Heftklammern. Wir kommen so nicht weiter. Sie sind doch sowieso jeden Tag hier – wollen Sie nicht einfach morgen mit dem Kugelschreiber vorbeikommen?

Kunde: GNARF!

Er kam wieder. Es war eine Standard-Großraummine. 1 Euro.

Ein Euro Umsatz. 10 Minuten Smalltalk. Das Leben ist schön.

Spiced Ham aka Dosenfleisch

Die Verdummung der Menschheit schreitet unaufhörlich voran. Erkennbar ist das unter anderem an Tests, die die Damen und Herren Spammer aus aller Welt starten, um Reflexe beim Betrachten des eMail-Posteingangs zu stimulieren. Heute ist mir eine Form aufgefallen, die ich so bislang noch nicht gesehen habe:

hi hier ist Isynha noch mal tut mir leid hatte dir ein falsche seite gegeben es ist nicht kostenloss
melde dich bitte hier an ( [blödername] bunkt com ) mein nik ist Isynha melde dich da an bitte hier ist es alles
kostenloss können wir ja da chetten mann kann auch cam einschalten warte auf dich da
lg Isynha

Im Betreff „hallo“ und als Absender ein durchaus unauffälliger Name. Die Nachricht hat es durch alle Spamfilter und Fegefeuer geschafft und sich damit zur näheren Betrachtung qualifiziert.

Auffällig ist Isynha´s defekte Shift-Taste und die offenbar verklebten Punkte und Kommas. Ok, nicht gut für die Lesbarkeit, aber bei eMails nicht so ungewöhnlich. Die leicht spürbare Legasthenie (kostenloss, bunkt, chetten) wirkt niedlich und damit natürlich reizvoll auf androgen gesteuerte Mitglieder unserer Gesellschaft. Kostenlos weckt dann sofort den Ehrgeiz, nachzugucken, was man(n) denn da ab- oder anfassen kann.

Leider hat Isynah eine wichtige Konstante in ihrer Rechnung vergessen und damit zur Legasthenie auch noch eine gesunde Dyskalkulie auf den Tisch geschmissen: Die unerträglich Faulheit der Zielgruppe Mann. Eh, liebe Spammer, welcher Mann tippt denn bitteschön eine URL aus einer eMail ab?

Doch nur jemand, der bei Frauentausch in der komischen Familie auf der Couch sitzt! Und der ist dann noch so schlau, und schreibt wirklich [blödername] bunktcom in den Browser:

Die Webseite kann nicht angezeigt werden.

Fail. Gut so…

Gourmet im Discounter

Bei Aldi gibt es ja seit geraumer Zeit die Eigenmarke „Freihofer Gourmet“ mit den verschiedensten Produkten. Da ich es nicht so mit einkaufen habe und mit prinzipiell wie die meisten Männer auf den Geschmack meiner Frau verlasse, dauerte es ein wenig, bis die Produkte eher zufällig den Weg auf unseren Tisch gefunden haben:

Trüffel-Leber-Pastete (125 Gramm, 1,29 EUR)

Ob da wirklich Trüffel drin ist, kann und will ich nicht beurteilen. Für mich schmeckte das wie eine reguläre Leberwurst. Für den Preis ist denke ich auch nichts anders zu erwarten. Die Verpackung empfinde ich als zu pfrimelig für meine dicken Finger. Ich vergebe 3 von 5 virtuellen Sternen und lass das Produkt künftig besser links liegen.

Hirsch-Schinken (80 Gramm, 1,99 EUR)

Nach Aldi-Angaben über Buchenholz geräuchert und trockengesalzen. Verdammt zart, leicht aber nicht zu salzig. Vom Geschmack her nicht zu intensiv, einfach nur lecker. Hätte man mir den Schinken ohne Verpackung auf den Teller gelegt – ich wäre nie darauf gekommen, dass der von Aldi ist. Wiederholungskaufgefahr: Definitiv vorhanden. 5 von 5 Sternen.

Lachsforelle (100 Gramm, 1,89 EUR)

Allein aus regionalen Gründen denke ich, dass ich Fisch ganz gut einschätzen kann. Bekannte und Freunde holen so manches komische Stück aus der Ostsee. Ich mache da meist einen großen Bogen drum, weil ich einfach die Gräten nicht mag. Die beste Lachsforelle habe ich bislang in Dänemark gegessen – an die kommt das Aldi-Produkt nicht mal ansatzweise heran. Aber dafür, dass der Fisch vakuumverpackt daherkommt, ist der wirklich sehr gut zu geniessen. Traditionell geräuchert hin oder her – ich verbinde damit Holz und keine Pellets. Ob die Lachsforelle das eine oder das andere Stück Holz oder Pressholz gesehen hat, kann ich nicht beurteilen. So fein ist mein Gaumen nicht. Trotzdem wird das Produkt wieder den Platz in den Einkaufswagen finden… 4 von 5 Sterne würde ich für die Forelle definitiv vergeben.

Keine Ahnung, ob es die Produkte auch bei Aldi Süd gibt. Und mit Sicherheit werde ich auch weiterhin mein Fleisch und meine Wurst beim Metzger kaufen. Aber eventuell ist es ja eine Anregung für das bevorstehende Weihnachtsfest. Nicht nur für den Tisch, vielleicht auch zum Verschenken…. Wobei, eine Einschränkung habe ich: Weine aus dem Aldi gehen für mich gar nicht. 😉

Informativ: Übersicht der Freihofer Gourmet-Produkte bei Aldi

Weihnachten zwangsweise

Unser Laden befindet sich ähnlich wie ein „Store im Store“ in einem Supermarkt. Gleich hinter dem Eingang mit Drehtüren ist seit ein paar Tagen ein Weihnachtsmann drapiert. Ein lebendiger. Also ein alter Mann Ende siebzig, mit weißem Haar und Vollbart. Auf den ersten Blick passend. Auf den zweiten nicht mehr. Der weiße Bart um den Mund ist eher gelb. Liegt vielleicht daran, dass Santa regelmäßig vor die Tür geht, um eine zu Rauchen. Ok, kleines Übel, ich kann weggucken.

Was mir tierisch auf den Senkel geht, ist seine Bimmel. Die hat er in der Hand und alle paar Sekunden machts „klingkling“. Folter pur. Wenn Santa es in den Kopf kriegt, schnappt er sich einen Einkaufswagen und schleicht damit durch die Gegend. Vorzugsweise cruist er vor unserem Geschäft rum. Nicht, ohne alle paar Sekunden die Hand mit der Bimmel zucken zu lassen.

Ich werde darauf achten, dass meine Tochter DEN oder SOWAS nicht zu Gesicht bekommt.

In diesem Sinn: Es ist Weihnachten. Hurra.

Nikolausi hat Schnee ausgekippt

Tia. Da isser endlich, der Winter:

Nikolaus, Schnee
Schneehaube

Das Bild gibt leider nicht die ganze „Pracht“ wieder. Statt Schokolade im Schuh gab es heute 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee. So schön ein große Auffahrt ist – im Winter hasse ich jeden Meter. 😉

Unser Großer geht in der nächstgrößeren Stadt zur Schule und muss allmorgendlich dorthin gefahren werden. Und das ist bei Schnee auch kein Problem. Wir haben im Landkreis einen perfekt funktionierenden Winterdienst, der erst ins Schleudern kommt, wenn ein halber Meter Neuschnee in Verbindung mit Sturm randaliert. Jetzt muss ich wohl sagen „hatten“…

In diesem Jahr wurden einige Landkreise und eine kreisfreie Stadt (Stralsund) zusammengelegt. Und offenbar wurde auch der Winterdienst in die Hände der Stralsunder gegeben. Dort klappte selbiger nämlich seit Jahren überhaupt nicht. Es war bis zur Stadtgrenze immer perfekt geräumt/gestreut, in der Stadt herrschte regelmäßig das Chaos. Und so begab es sich, dass heute erstmalig die Bundesstraße weder geräumt noch gestreut war. Naja, mir egal. Ich frage mich manchmal nur, welche Qualifikation man für bestimmte Positionen im öffentlichen Dienst braucht…

Meinetwegen können wir einschneien. Zumindest unser Plätzchenvorrat sollte für einige Tage reichen… Ich habe mich am Sonntag doch noch durchsetzen und den Backofen für mich beanspruchen können:

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Nikolaustag mit vieeeel Schnee und am Abend einen warmen Tee! 😉

Hamsenich reloaded

Ich bin ja über die Anzahl der Kommentare in der Tat überrascht. Vielen Dank! 😯

Jetzt aber keine neue Geschichte aus dem Schreibwarenladen…

Mich erstaunt vielmehr, dass der Suchbegriff hamsenich bei Google den Beitrag auf dem dritten Platz ausspuckt. Bei 1.320 Treffern. Geht das immer so schnell?

(Anm. Der Originalartikel ist hier erschienen: „Die Hobbyschneiderin“, 2012)

Hamsenich

Eine Kundin rennt schulterzuckend durch unser Geschäft und brabbelt vor sich hin. Als sie näher kommt, ergibt sich folgender Dialog:

Ich: Guten Tag, kann ich Ihnen bei der Suche helfen?

Kundin: Hamsenich!

Ich: Stimmt. (drehe mich um und will zurück zur Kasse gehen)

Kundin: (ruft mir hinterher) Namensaufkleber!

Geht doch, reine Erziehungssache.

Ich: Gesundheit! (ich hasse es, wenn man nicht in ganzen Sätzen spricht)

Kundin: ???

Ich: Wozu benötigen Sie die?

Kundin: Damit ich die Namen auf die Weihnachtskarten nicht schreiben muss!

Ich: (klatsch mir innerlich die Hand vor den Kopf) Sie haben Recht.

Kundin: ???

Ich: Na mit „hamsenich“. Und in dem Fall sogar „wollnsenich“.

Die Faulheit mancher Menschen ist unerträglich.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Wie soll man einen Tag finden, an dem man bereits mit Kopfschmerzen wach wird? Blick in den Spiegel: Partygesicht, ohne dass man die Nacht durchgefeiert hat. Blick aus dem Fenster: Der Winter hat zumindest mit Frost zugeschlagen. Zeit für´n Kaffee bleibt nicht, also Augen zu und durch. Raus in die Kälte und ab ins Geschäft…

Passend zum Wochenende die Quote verbitterter Kundengesichter deutlich erhöht. Muss man so gucken, nur weil man zwei Tage am Stück den Partner sieht? Es ist in der Tat ein Phänomen, das sich an jedem Wochenende wiederholt: Menschen, die allein einkaufen, gucken meist freundlich, bei Paaren zieht zumindest einer immer einen Flunsch…

Festgestellt, dass das Dekogeröll für Weihnachten im Geschäft noch nicht hängt. Super, und das, wo ich Weihnachten so liebe. Nach einer halben Stunde war auch das erledigt.

Auf einem kleinen „Indoor-Weihnachtsmarkt“ vor unserem Geschäft stehen sich die Verkäufer die Beine in den Bauch. Die sind mit Sicherheit mit den oben erwähnten Kunden verwandt – jedenfalls gucken die so. Ich hasse ja, wenn die verkaufende Zunft mit beiden Händen in der Tasche da steht. Meine Damen und Herren, so kann das nichts werden…

Die Kopfschmerzen sind immer noch da, liegt bestimmt am nicht vorhandenem Kaffeepegel…

Entrümpelung im Herbst

Ab und an sollte man ja mal seine vier Wände und auch die Nebengelasse durchforsten, aufräumen, ausräumen und sich von Dingen trennen, die man nicht mehr braucht. Bei der diesjährigen Aktion ist auch ein erstaunlicher Haufen Schrott angefallen. Ich wundere mich immer wieder, wieviel Zeug man im Laufe der Zeit zusammenträgt und nie wieder anfasst…

50 Kilogramm Schrott haben beim örtlichen Schrottdealer satte 8 Euro nochwas ergeben. Berechnet man die Zeit, die man für das Beladen/Entladen und die Fahrerei aufwendet und guckt gar noch auf die Tankrechnung, ist das eher ein schlechtes Geschäft. Wir werden wohl ab dem nächsten Jahr den Schrottsammlern, die hier ab und an durch die Gegend ziehen, die paar Kilo gönnen…

Aber immerhin: Wir haben wieder mehr Platz. Die Frage ist nur, wie lange… :mrgreen:

Hochbegabung ist heilbar

Ein Herr, so kurz vor dem Eintritt in das Rentenalter (neudeutsch „Best-Ager“ genannt), versuchte am Samstag vor unserem Geschäft auszuparken. Das im Novemberwetter auf Hochglanz polierte Gölflein lässt auf einen Garagenfetischisten schließen. Einkauf ordnungsgemäß in der Klappkiste verstaut, diese im Kofferraum festgezurrt, Mutti eingepackt und den Rückwärtsgang rein.

Auf gehts… Dumm nur, dass beim Rückwärtsfahren ein Poller im Weg steht. Klack – Treffer! Blöder Blick in den Rückspiegel, einen Meter vorwärts. Aussteigen, nachgucken. Ok, nichts passiert. Einsteigen und los gehts. Wer jetzt denk, Papi ist lernfähig, hat sich geschnitten. Rückwärtsgang rein und krach – den Poller an exakt der gleichen Stelle getroffen. Saubere Arbeit, das nenn ich Augenmaß! Jetzt hat die Stoßstange auch endlich entsprechende Blessuren, lediglich der Poller steht unbeeindruckt ob des Angriffes im Asphalt.

Der Best-Ager steigt erneut aus, kratzt sich am Kopf. Offenbar hat er gehofft, dass der blöde Poller im nach dem ersten Treffer aus dem Weg geht. Rein in den Golf, ein Stück vor. Erneuter Versuch: Rückwärtsgang, Motor aufheulen lassen und Attacke. Geschafft – zwei Zentimeter am Hindernis vorbei. Ein Tag für Helden! Es folgt ein staunender und selbstgefälliger Blick in alle drei Spiegel. Mutti ist stolz! Die Heimfahrt kann angetreten werden. Vorwärtsgang rein und los.

Alles könnte so schön sein, wenn das Auto in der Parklücke neben an nicht wäre. Rumms – und jetzt hat die vordere rechte Ecke vom Golf auch eine schicke Kaltverformung und der Wagen auf dem Nachbarparkplatz hat auch sein Fett wegbekommen. Warum parkt der da auch so dusslig?

Tia, das war Herrn Best-Ager dann zuviel. Er stiegt aus, begutachtete sein Kunstwerk und fing an zu telefonieren. Zwischenzeitlich tauchte dann auch die Besitzerin des vom Golf gemobbten Autowagens auf und heftige Diskussionen begannen. Nach ein paar Minuten traf die mobile Schiedsstelle in Blau ein und beruhigte die Gemüter.

Oh man… Manchmal hab ich Angst vorm Älterwerden…