Es wird keine Maut geben…

….sagt der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegman. Nun läuft der CSU Verkehrsminister Alexander Dobrindt daher, und erzählt uns wie es ablaufen soll. Mal abgesehen davon, dass ich weder rot noch schwarz noch bunt solche Aussagen in der Vergangenheit geglaubt habe, finde ich einen Sachverhalt sehr lustig:

Die Mau soll über die Kfz-Versicherung eingetrieben werden. Mehrkosten werden aber für die deutschen Autofahrer nicht entstehen. Ich weiß gar nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Hält der letztlich vom Stimmvieh gewählte Minister selbiges für so behämmert, dass die den Braten nicht riechen? Die Erhöhung der Kfz-Steuer bzw. der bzw. die Abschaffung selbiger ist damit mal vom Tisch. Die Erhöhung zumindest vorerst – die Hürden dafür sind ja auch ungleich schwieriger, als die Mauteinführung. Leicht gemacht und die Kfz-Versicherungen werden die Maut als willkommenen Anlass nehmen, sich einen fetten Brocken vom Braten Autofahrer abzuschneiden.
Ein gerechtes Mautsystem in Deutschland hat Vorteile. Zum Beispiel, wenn man die Kfz-Steuer abschafft. Aber eben auch einen Nachteil. Es verdient niemand dran. Und jetzt ist es nicht nur der Staat, sondern auch noch die Privatwirtschaft in Form der Versicherungen.

Chapeau, Mr. Dobrindt.

PS: Die Maut an sich juckt mich nicht. Aber ich entscheide gern selbst, wer sich neben der Regierung an mir bereichert.

PPS: Der (Dobrindt) soll mal was zur sozialen Gerechtigkeit und Maut sagen, DAS würde mich auch brennend interessieren.

PPPS: Und auf die „Mautbefreiten“ bin ich erst recht gespannt. ^^

https://youtu.be/9ltXRdR_0Dc

Schlaaaaaand

Sorry, kann es mir nicht verkneifen. 😀 Habt Nachsicht!

Mein gestriger Abend begann mit einem Ausflug in die sogenannte Zivilisation zum Public Viewing. Vorweg: Alle meine genialen Vorurteile wurden extrem befriedigt.

Location: Eingezäunt und ohne Eintritt auf einem ohnehin öffentlichem Platz. Wird schon einen Sinn haben. Riesige LED-Leinwand, auf der man selbst bei 90-Grad-Blickwinkel frontal die Spieler nur anhand ihrer Farben unterscheiden konnte. Dafür war der Ton extrem laut. Glich sich irgendwie aus, wenn man drauf steht. Grill, Bierwagen (diverse), alles da. Am Rand: Die Wägen mit Bier-Reklame auf dem Dach hatten Schlangen mit 20 bis 30 Menschen davor. Es gab einen, den sah man zwar, der hatte aber keine Reklame auf dem Dach: Da standen zwei, drei Leute davor. Ich bin mir sicher, ein Intelligenztest der Veranstalter. ^^

Publikum: Gemischt. Von Lieschen Müller über den Fernseh-Proll-Fan mit Schwarz-Rot-Goldenem Cowboyhut bis hin zu Otto Normal, der aber erwartungsgemäß in der Minderzahl war.

Ablauf: Mit Anpfiff standen um mich herum 1000 x Netzer, Kahn und Co. Von der Aufstellung über Päße bis zum Schiedsrichter wurde alles zerpflückt. Nur die Spieler kamen um Kritik herum. Weil: Man konnte die Farbkleckse ja nicht auseinanderhalten. Jubel bei guten Spielzügen und Schiedsrichterprotest mit vollen Bierbechern in der Hand am laufenden Band, die rückwärtigen Zuschauer bekamen dann auch ihren Teil aus dem Becher ab. Tia, Niveau ist keine Creme und Rücksicht geht auch ohne Spiegel.

Zur Halbzeit wurde mir das zu blöd. Ich fühlte mich wie im Tierpark. Nur auf der anderen Seite des Gatters.

Logische Konsequenz: Umzug in eine Kneipe.

Und siehe da… Normale Menschen, auch verkleidet, auch angemalt aber sie stanken nicht wie Pumas nach vier Wochen in der Sonne. Riesenbild, scharf, alles schick. Kommentiert wurde natürlich auch vom Publikum, Kloses Abgang mit Applaus bedacht. Bilder, wie von normalen WM-Parties aus dem TV. Laut, Emotionen und sogar geilere Getränke als beim Public Viewing.

Und auf dem Heimweg hab ich eine Grillparty ganz ohne Fußball gesehen. Doll, wa…

In dem Sinne einen schönen Wochenstart und mögen in ein paar Jahren die Spiele wieder beginnen. Ich brauch ja was zum Meckern. 😉

PS: Glückwunsch zum Pott, aber nicht in den Pott. Und nicht WIR sind Weltmeister, sondern die deutsche Nationalmannschaft isses. 😉

Alle Jahre zuwider…

…ist mir der Wahn um König Fußball in Form der WM. Verhalten geht es los, mit glücklichen und vielleicht auch spielerischen Erfolgen der deutschen Mannschaft erwacht auch Lieschen Müller und dekoriert ihr Auto oder ihr Gesicht mit den schwarz-rot-goldenen Farben. Mit jedem Rutsch weiter steigt die Euphorie, da werden Laien, die kaum geradeaus laufen können, zu wahren Fußballprofis und kommentieren im heimischen Garten lautstark Spielzüge, die es gar nicht gibt. Da werden profane, langweilige und letztlich auch schlechte Spiele wie gegen die USA als herausragende Leistung gefeiert.

Ein gutes hat der Wahn, die Menschen reden miteinander und wenn es eben nur Unfug ist. Aber es geht ihnen gut dabei und wenn die Bolztruppe vom DFB dann mal solche Dinger wie gegen Brasilien reißt, sind wir die Größten. Das Brasilien vielleicht einfach nur grottenschlecht war und wir ein paarmal mehr Glück hatten, als die Gastgeber, kommt niemandem in den Sinn. Da werden Metaphern durch die Gegend geschlagen, dass es nur so kracht. Die deutschen Fans eskalieren auf den Straßen, im Job, bei Facebook mit bösen, herablassenden Bildern. WIR sind die Größten. Vor allem WIR.

Gut gefallen hat mit die Reaktion der brasilianischen Fans. Da wird der Gegner mit ehrlichem Beifall bedacht und gefeiert, keine Wut, kein Haß, eher Enttäuschung über die Leistung der eigenen Mannschaft. Hätte Brasilien gegen uns 7:1 gewonnen, wären die Schiedsrichter, die Gegner, die Kanzlerin, das Wetter, der Weihnachtsmann und letztlich der Papst dafür verantwortlich gewesen. Und Brasilien wäre sowieso Scheiße gewesen.

Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber von der Kultur anderer sollten wir uns mal ´ne Scheibe abschneiden, anstatt nur unsere Siege zu feiern. Ob hämisch, herablassend oder ehrlich.

Übrigens, der Papst. Auch als Atheist hat mir der Kommentar vom weißen Mann aus Rom gefallen. Der sagte bei Twitter

Die Weltmeisterschaft führte Menschen verschiedener Länder und Religionen zusammen. Möge der Sport stets die Kultur der Begegnung fördern
 In diesem Sinn: Endspiel! Und morgen ist der Wahnsinn endlich vorbei. 😉

Der Gedenkstein vor der Ampel

Wie würdet ihr reagieren, wenn an der Ampel mitten auf der Straße ein (Renn-)Radfahrer im Ganzkörperkondom (natürlich inkl. Kunsthaut über den Schuhen!) auf der Induktionsschleife steht und vergeblich auf „Grün“ wartet, aber nicht rafft, dass sein blödes Fahrrad Luft für selbige Schleife ist?

Ihm erklären, dass rechts ein schicker asphaltierter Radweg ist? Fragen, ob er meint, dass das Metall seiner nicht vorhandenen Klingel fehlt, um die Schleife zu animieren, die Ampel umzuschalten? Den Terminkalender zücken und die Termine der kommenden Stunden verschieben? Ihn mit Standgas über die Ampel schieben? Sich einen Termin beim Tiertrainer holen und sich die Geduld alter Hunde beibringen lassen?

Also ICH bin nach fünf Minuten einfach vorbeigefahren. Bei immer noch Dauerrot. Weil: Da war ich mit ´m Telefonieren fertig. 😀 Im Rückspiegel dann noch gesehen, wie Burschi fast ´n Herzkasper vor Wut bekam. Hobbies haben die Leute, tse…

Ungeschicktes Fleisch muss weg…

…dachte sich wohl irgendjemand, als er mich in der letzten Nacht auf einem stockdunklem Flur auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Badezimmer in einer 90-Grad-Kurve einen halben Meter zu früh abbiegen ließ. Ursache für die Dunkelheit: Der bekloppte Bewegungsmelder im Flur, der für Licht sorgen sollte, ist „leicht“ falsch in der Wand verbaut. 😯

Logisches Resultat: An der mit Rauhputz versehenen Wand kam mein Gesicht – dieses in Form des Stirnbeins und des Jochbeins – zum Stehen. Der Restkörper natürlich auch. Und weil meine Gesichtsknochen der Optik halber schön mit Haut und Fleisch überzogen sind, gab selbiges aufgrund meiner Geschwindigkeit und des Aufpralls fein nach. 😥

Da beide Hirnhälften weiter arbeiteten, latschte ich weiter ins Bad und wollte meinen ursprünglichen Plan verwirklichen. Blöderweise schaute ich vorher in den Spiegel, entschied mich dann, doch zuerst die Blutung zu stillen und mir etwas Eis aufs Auge zu drücken.

Blut war sofort weg. Aus Protest meinte das Auge dann: „Mir doch egal, schwelle ich eben unterirdisch weiter…“ Eis rauf – Beule weg. Eis runter – Beule innerhalb von 30 Sekunden wieder da.

Nach einer Weile hab ichs dann aufgegeben… Ok, ehrlicherweise waren die Eiswürfel weggetaut. Eine erneute narzistische Begutachtung vor dem Spiegel ergab dann neben der nussgroßen Schwellung und dem schicken Riß eine farbenprächtige Verfärbung des Augenlides.

Aber sonst haut die Optik noch hin und außerdem ist die Diskobrille DER Trend 2014, nachdem es ja im letzten Jahr die Eulen waren und ich damit meine Augenringe erklären konnte. Passt alles irgendwie – auch der Spruch meiner Großmutter aus früher Zeit:

Ungeschicktes Fleisch muss weg! ❗

PS: Hat jemand ma ´n Abdeckstift für mich? 😀

Dagobert Ducks Enkel #mb

Kundentyp: Yachtveredeler, Typ Meter Leimholz mit Leinen bezogen für mindestens 8000 Euro netto im Verkauf, gut mittelständisch, arbeitet bevorzugt für südeuropäische Kunden.

Hatte sich vor sechs oder sieben Jahren mal eine Webseite entwickeln lassen und war durch die monatlichen Kosten (Pflege, Updates etc.) irgendwann leicht irritiert, nachdem der Nachbarsjunge (Stundent, BWL) ihm erzählt hat, dass man sowas für lau und ganz allein hinbekommt. Der betrieb den Kram dann eine ganze Weile aus dem heimischen Kinderzimmer und arbeitet jetzt offenbar erfolgreich in der Systemgastro und schneidet Currywürste. Irgendwann war er mit der Aussenwirkung nicht wirklich mehr zufrieden, es kamen kaum noch Anfragen aus dem Ausland – seiner bevorzugten Zielgruppe eben.

Vor knapp einem Jahr fragte er dann per Mail an, ob wir das nicht wieder übernehmen können. Es folgte die von mir sehnsüchtig erwartete „kritische“ Hinterfragung unseres Angebots am Telefon.

Kunde: Hallo Herr Disaster, ich habe Dein Angebot erhalten und muss mal fragen, ob Du mich endgültig ruinieren möchtest… SO geht DAS mal gar nicht!

Ich frage irritiert, welche Positionen ihn stören.

Kunde: …naja, allein schon, dass Du für die Installation des Content-Managements-Systems auf DEINEM Server Geld verlangst, das geht ja mal gar nicht!

Ich: …baust Du Deine Innenaustattung in die Schiffchen neuerdings unentgeltlich ein?

Kunde: …das ist ja was ganz anderes! Und dann: Die Datenübernahme kannste doch nicht berechnen, die Texte schicke ich Dir doch per Mail. Dafür hab ich doch mein Marketingkarnickel.

Ich: Kein Problem, ich streiche die Position und Du kannst die Daten allein in die Webseite integrieren. Dafür ist das CMS ja da…

Kunde: Nein, nein! Dazu fehlt mir der Nerv! Aber das erwarte ich als Service – schließlich willste doch auch monatliche Gebühren!

Ich: Wie lange kennen wir uns und wie oft hab ich Dir das schon erklärt: Die monatlichen Gebühren beinhalten die Pflege, Updates, Kosten für Server und Domain. Quasi Liegegebühren…

Kunde: (lacht) Jetzt hör doch mal auf, mir alles zu erklären. Ich möchte nicht soviel bezahlen – ist das so schwer zu verstehen?

Ich: Ok, andersrum: Du bekommst einen Preis, den DU mir sagst und ich stell Dir ein Schiffchen hin, dass Du mir zu einem Preis umbaust, den ICH Dir sage?

GRUMMEL

Unterschrift.

Durch den regelmäßigen Kontakt mit seiner fest angestellten Marketingtante weiß ich, dass er im Moment wieder auf der europäischen Erfolgswelle vorn mitsegelt und seine Geldbeutel prall gefüllt sind. Zugriffszahlen auf seiner Seite: Plus 7500 Prozent im Monat im Vergleich zum Vorjahr. Irgend eine europäische Zeitung hat vor ein paar Wochen fett über ihn berichtet, wie heldenhaft er die Branche derzeit wiederbelebt und dann das:

Ein Anruf von Kater Karlo.

Kunde: Grüß Dich, ich bins, Dein Lieblingskunde. Sachma ernsthaft, kannst Du an den monatlichen Kosten irgendwas machen – ich geh bald am Stock!

Ich: Sachma, hast Du vergessen, dass ich vor ein paar Wochen den Bericht aus der Zeitung „XYZ“ über Dich für den deutschen Markt übersetzt habe?

Kunde: (es macht klick!) Ahhh, stimmt. Naja, war ja nur ne Frage!

Ich: Was machen die Schmerzen sonst so?

Kunde: Alles schick, wir sehen uns im Sommer, dann bin ich wieder an der Ostsee…

😀

Werbeagenturen sind die Mütter der Nation

Werbeagenturen sind nach landläufiger Meinung Horte von faulen Menschen, die alle paar Tage oder Wochen mal einen Geistesblitz haben und damit den Halbjahresumsatz ihrer Agentur generieren (Spezies 1) oder von alternden Berufsaussteigern, die ihre (meist nicht vorhandene) Kreativität mit Windows Paint oder gar Powerpoint ausleben (Spezies 2). Zweitere Spezies arbeitet meist zu Stundensätzen, die deutlich unter 10 Euro die Stunde liegen und fördern damit die Saga von Spezies eins, zumindest bei Kunden, die Leistungen von echten Werbeagenturen in Anspruch nehmen und auch deren Rechnungen kennen.

Betrachten wir einmal zwei Beispiele, in denen Kunden von Spezies 2 auf echte Agenturen treffen:

Da ist der Fahrschulbetreiber, der sein 25 Jahre altes Comic-Sans-Logo (natürlich fachgerecht mit Windows-Clipart hinterlegt) nun doch nicht mehr ganz so lustig findet und das Gespräch zu einer Agentur sucht, die offenbar etwas ihm optisch Angenehmes veröffentlicht hat. Beim ersten Treffen offenbart der Fahrschulbetreiber seine Wünsche und seinen dafür vorhandenen Etat. Der würde nicht mal für eine aktuelle Windows-Lizenz reichen:

„Ich hätte gern ein neues Logo und eine Beschriftung meiner Fahrzeugflotte. Ich denke, mit 400 Euro müssten Sie auskommen…“

So ist es mit dem Denken. Für 400 Euro bekommt Herr Drive-Instructor gerade mal die Folie für die Beschriftung seiner „Flotte“ und vielleicht eine Hilfskraft, die die alte Werbung von den Fahrzeugen abfummelt.

Höflich ausgedrückt (und schon in weiser Voraussicht den Sozialtarif für notleidende Unternehmer in Ansatz gebracht): „Herr XXX, unser Angebot für Ihre Wünsche würde sich grob geschätzt bei ca. 1.600 Euro bewegen – vorausgesetzt, Sie entfernen die alte Beschriftung von Ihren Fahrzeugen selbst.“

Es folgte eine Komplettausrastung mit dem Hinweis, dass er soviel nicht mal in einem Monat verdient und unsere Stundensätze offenbar nicht nur Wucher sondern ein Fall für den Bundesgerichtshof wären. Meine Frage, warum er dann mit Fahrstunden für 40 Euro wirbt, haut der mir ernst gemeint um die Ohren: „ICH habe ja auch Kosten für Miete, Fahrzeuge, Mitarbeiter!“ Genau, die habe ich nicht. Agenturen benötigen ja keine Arbeitsmittel wie Computer, Grafiktabletts, Softwarelizenzen, Folien, Plotter… Geschweige denn von Fahrzeugen (Wir gehen prinzipiell zu Fuß zum Kunden!), Mitarbeiter (Grafiker reißen sich förmlich darum, Folien auf Fahrzeugen anzubringen!) und Miete fällt bei uns auch nicht an – Paint läuft ja auf Muttis Laptop im heimischen Wohnzimmer. Und damit wären wir schon fast beim nächsten Fall.

Nett ist auch die regelmäßige Annahme von Kunden, mit einem Auftrag kauft man die Werbeagentur oder zumindest das Recht, deren Leistungen ein Leben lang kostenfrei zu nutzen:

Für einen (netten) Kunden die übliche Gründungsfummelei durchgeführt – elendig lange Gespräche, bei denen bereits zu Beginn feststand, was der Kunde möchte und auch bezahlen kann, die halbe Verwandschaft aber immer wieder Mitspracherecht einforderte. Lange Rede, kurzer Sinn: Nach einen Vierteljahr Arbeit hatte der Kunde einen durchaus ansehnlichen Auftritt, schicke Geschäftsausstattung, schicke Leuchtwerbung und extrem gutaussehende Fahrzeuge. So meine Meinung, die des Kunden und erstaunlicherweise auch die seiner Verwandtschaft. Seine Bude brummt, er verdient gutes Geld.

Irgendwann ein halbes Jahr später erhalte ich eine Mail von einem seiner Lieferanten. Wir mögen doch bitte mal ein Layout für Arbeitskleidung entwerfen und selbiges druckfähig zusenden. Standardvorgehensweise: Wir senden ein Angebot an den Kunden. Standardantwort: „Wieso wollen Sie dafür Geld? Ich habe Sie bereits bezahlt!“ Standardantwort: „Warum wollen Sie von ihren Kunden mehr als einmal Geld, wenn Sie Ihre Leistung mehrfach erbringen?“Es folgt in der Regel eine übellaunige Auftragsbestätigung…

Gleicher Kunde, Wochen später: „Schicken Sie mein Logo mal zu [Name einer Hausfrauenwerbagentur die mit Paint arbeitet]!“. Normalerweise (sofern kein Betreuungsvertrag vorliegt) teilen wir dem Kunden dann mit, dass er alle Daten von uns erhalten hat und die natürlich auch gern selbst weiterschicken kann. Da ich aber geahnt habe, dass er das bereits getan hat und ich Madame Werbegott schon immer mal kennenlernen wollte, habe ich kackfrech das Logo als EPS-Datei an Frau Werbehausfrau geschickt.

Keine Stunde später eine erboste Mail von ihr: „…fordere ich Sie hiermit auf, mir das Logo der Firma XYZ innerhalb von 24 Stunden als BMP-Datei zur Verfügung zu stellen!!!“ Mit drei Ausrufezeichen. Aber hübsch bunt formatiert.

Kurze Erläuterung: EPS-Dateien enthalten (fast) druckfertige Daten, die jede – JEDE – vernünftige Agentur ohne Aufwand weiterverwursten kann. BMP-Dateien hingegen kann man sich in der Regel feucht in die Haare massieren und kann damit (ausser die Dinger ansatzweise vernünftig auf Monitoren darzustellen) nicht viel anfangen.

Meine Antwort: „…teile ich Ihnen mit, dass wir leider keine BMP-Version des Logos vorliegen haben und auch kein weiteres Interesse, mit Ihnen ausserhalb eines ansatzweise fachgerechten Relevanzkorridors zu kommunizieren.“ Ihre Rache: Sie rief an. Ich habe zwei Minuten dollen Spaß gehabt. Auf meine Fragen, warum ich für sie arbeiten solle (sprich irgendwas an sie verschicken bzw. Daten in ihr Hobbyformat zu konvertieren) meinte sie ernsthaft, dass der Kunde mich dafür schließlich teuer bezahlt hat. Ich hab ihr dann viel Erfolg gewünscht und einfach aufgelegt.

Der Kunder erhielt von mir nochmal eine Erläuterung, warum Madame keine BMP-Dateien von uns erhält und warum wir nicht seine Bibliothek sind. Diese Erläuterung hat er erstaunlicherweise sogar verstanden, seine Antwort verblüffte mich allerdings sehr: „Frau Werbehausfrau sollte für mich Kugelschreiber bedrucken, die hatte so ein tolles Angebot für unter 3 Euro pro Kugelschreiber bei der Abnahme von 500 Stück.“ Er schickte mir dann ein Foto vom Kugelschreiber. Der liegt beim Standardversender in der Kugelschreiberhökerbranche bei knapp 1,25 Euro. Mies wie ich bin, hab ich ihm das gesteckt und damit eine leichte Gnatzigkeit bei ihm verursacht…

Wie auch immer: Dieser Kunde hat zumindest heute verstanden, worauf sein geschäftlicher Erfolg unter anderem zurückzuführen ist. Auf eine angemessene Bezahlung seiner Agentur. Und das auch wiederholt, wenn man wiederholt Leistungen in Anspruch nimmt.

PS: Kugelschreiber hat er entgegen unserer Empfehlung zwischenzeitlich auch (natürlich von uns) – die verrotten bei ihm im Schreibtisch, wie wohl bei 80 Prozent aller „Kugelschreiberkunden“…

Getränkefachverkäufer(inn en)

Im Getränkemarkt. Eine Kiste Glasflaschencola hängt am Disaster-Arm. 24 Flaschen. Komische Marke, kennt niemand, ist auch nicht von Relevanz. Ich schleppe die Kiste einmal quer durch den Markt, stelle selbige Retroverpackung dann der Kassiererin hin…

Kassiererin: Solls die ganze ganze Kiste sein?

Disaster: Ähm?

Kassiererin: Na ob Sie die ganze Kiste kaufen möchten?

Disaster: Nö, eigentlich nur die Hälfte. Die andere Hälfte können Sie wieder zurückschleppen. Oder austrinken.

Kassiererin: (feiert)

Disaster: (bezahlt)

Kassiererin: (sich freuend zu meiner Begleitung) Ist der immer so?

Begleitung: Hö? Wie „immer so“? Der ist doch NOCH ganz normal…

Aus die Maus…

…das Ladengeschäft wurde pünktlich am 31.12.2013 an den Vermieter zurückgegeben. Ich staune, wie groß der Laden doch aussah, als er leer war. Und ich staune noch mehr, wie viel Ware noch übriggeblieben ist, trotzdem dass die Regale sich im Dezember sehr geleert haben.

Schön fand ich, dass am 31. Dezember – da war das Geschäft schon ein paar Tage geschlossen und wurde ausgeräumt – noch ein Kunde reinstürzte und rummeckerte, weil kein Kopierpapier mehr da war. Ok, es standen auch keine Regale mehr rum und es sah aus, wie bei Hempels unter Bett. Das hat ihn allerdings scheinbar nicht gestört. 😉

Jetzt werde ich mal sehen, wie ich ohne diese regelmäßigen sozialen Kontakte mit der Kundschaft klar komme. Fakt ist, die erste Woche war schon mal ziemlich unaufgeregt und arbeitstechnisch entspannt. Aber gut, das könnte ja am Januar an sich liegen… ^^