Terror im Ausverkauf Part IV

Weihnachten steht vor der Tür. Prozente, Prozente, Prozente. 50 davon gibt´s im Disaster-Fachhandel. Rechnen ist nicht jedermanns Sache, da macht das Verkaufen doppelt Spaß…

Eine Kundin legt zwei durchaus gute Einwegtintenroller auf den Tresen, Stückpreis 2,95. Halber Preis: 1,48. Ich scanne die Dinger und sehe, dass drei im Bestand sind…

Ich: Ich hab noch insgesamt drei Stück, wenn Sie alle drei nehmen, lass ich Ihnen alle drei für fünf Euro!

Kundin: (freudestrahlend) GEKAUFT!

Ich hab ihr dann doch nur den „regulären“ Preis abgeknöpft… 😉

Terror im Ausverkauf Part II

Ausverkauf. Deutlich leere Regale, überall Schilder mit „50% auf alle Artikel“.

Kundin hält mir einen Kugelschreiber vor die Nase. Regulärer Preis: 1 Euro. Preisaufkleber nicht zu übersehen.

Kundin: „Wieviel kostet der, wenn da noch 50 Prozent runtergehen?“

Ich: Die Hälfte!

…und scanne weiter den Einkauf eines anderen Kunden. Die Kundin dreht sich zu ihrer Tochter um und fragt: „…was meint der mit der Hälfte? Fünfzig Prozent sind doch immer ein Euro!“ 

Die Tochter brüllt los, krümmt sich und lacht Tränen…

Terror im Ausverkauf Part I

Männlich, Mitte 80, mobil, gut und elegant gekleidet, erstaunlich volles Haar – artig zurückgegelt. Aber: Ekelhafter Blick, wenn er seine Mitmenschen beguckt. ^^ Steht in gebührendem Abstand zum Füllfederhalterfachverkaufsgeschäft und mustert die schnäppchenjagende Kundschaft. Zwei, drei Minuten steht er fast bewegungslos und steuert mich dann an. Auf dem Weg zu mir rammt er mit Absicht zwei Kartenständer, ein Mädchenkramregal und eine Box mit Geschenkpapier. Ich würdige ihn keines Blickes und reagiere erst, nachdem er direkt vor mir steht und grüßt…

Kunde: Guten Tag.

Ich grüße artig zurück.

Kunde: Ich hätte gern eine Karte. Auf der muss stehen: „Die allerzherzlichsten Grüße“

Aha. Fail. Braten gerochen. 

Ich: Haben wir (is glatt gelogen – gibts gar nicht). Dort an der Kartenwand, ziemlich mittig unter „neutral“.

Kunde: (LAUT!) Nein! SIE gehen DORTHIN und holen MIR eine Auswahl!

Ich: Das wüßte ich wohl. Ich hab heute Hüfte…

Kunde: ???

Ich: Hüfte! Es knackt bei mir untenrum wenn ich mich sinnlos bewege!

Treffer und los gehts… 

Kunde: DAS KANN DOCH WOHL NICHT WAHR SEIN. WAS IST DENN DARAN SO SCHWER, MIR MEINE WÜNSCHE ZU ERFÜLLEN? SIE WOLLEN DOCH HIER NUR GELD OHNE ARBEIT VERDIENEN! FAULES GESINDEL HEUTZUTAGE, FRÜHER…

Ich: Hörnsema… Ich tippe darauf, dass Sie ein pensionierter Lehrer oder irgendein Ex-Beamter sind.

Große Augen und halboffener Mund beim Senior, keine Verärgerung, eher verdutzt.

Ich: Begründung erwünscht?

Er schaut interessiert, in seinen Augen blitzt es verschmitzt….

Ich: Sie stehen minutenlang und mustern aus sicherer Entfernung die Umwelt. Prüfen genau einen Ansatzpunkt, um sich etwas Unterhaltung zu verschaffen. Wenn Sie sich sicher sind, suchen Sie sich ein „Opfer“. Provozieren subtil mit einer scheinbar sinnvollen Frage…

Kunde: Gut, gewonnen. Ich wünsche Ihnen frohe Feiertage!

…ich gucke blöd!

Ich: Moment, ich war doch noch gar nicht fertig…

Kunde: Aber ich!

Und latscht grinsend los. Ohne irgendetwas zu rammen. Chapeau, Mr. Senior! 😉

Terror im Ausverkauf Part III

23.12.2013. High Noon im Weihnachtsgeschäft. Die letzte Weihnachtsware ist seit einer Stunde ausverkauft. Eine fast perfekte Planung…

Kundin: Haben Sie noch Weihnachtskarten?

Ich: Leider nicht.

Kundin: (wehleidig nörgelnd) Nirgendwo gibt es noch Weihnachtskarten, das ist ja wie im Osten.

Ich: Ähm… Wir sind im Osten.

Kundin: Stimmt. Haben Sie eine Alternative? Ich muss dringend zwei Leuten schreiben.

Ich: Osterkarten?

Kundin: Deal!

Hattse gekauft!

Nachsatz: Fehler beim Veröffentlichen. Der dritte Teil hätte eigentlich erst am 29.12.2013 hier erscheinen sollen. Aber nunja… Da so schnell ein Kommentar drunter war, bleibt der Eintrag online. 😉

Das Ende naht…

…und damit ergibt sich teilweise ein komplett neues Level bei den Kunden.

Ich glaube, ich hatte es in einem früherem Eintrag erwähnt, dass ich das Ladengeschäft zum Jahresende schließen werde. Nun, das Jahresende naht, logischerweise musste im Dezember ein Ausverkauf her. Man will ja nicht den Großteil des Warenbestandes durch die Gegend schleppen bzw. einlagern.

Also werden die Preise gesenkt. Erst um 25 Prozent und jetzt die letzten Tage 50 Prozent. Und dann geht das große Staunen los. Meinerseits…

Kunde: Ich hätte gern Frixion-Minen.

Ich: Die sind leider ausverkauft.

Kunde: Ich benötige aber dringend welche.

Ich: Ich könnte Ihnen welche bestellen, die sind morgen früh da.

Kunde: Fünfzig Stück hätte ich gern!

Ich: Ich würde gern 20 Prozent als Anzahlung von Ihnen haben, da wir nur noch wenige Tage offen haben…

…und habe den Artikel im Bestellsystem auf dem Bildschirm. Da steht groß der Preis: 2,05 EUR x 50 Stück …weiter kam ich gar nicht:

Kunde: WIE BITTE? ZWEI EURO FÜNF? Sie gewähren doch auf alle Artikel 50 Prozent!

Ich: Richtig. Auf alle Artikel IM Geschäft.

Kunde: Die Minen sind doch auch im Geschäft, wenn ich sie abhole…

Ich habe den Herrn dann einfach ignoriert und glaube, der hat seinen letzten Satz ernsthaft als Fundament für den ihm aus seiner Sicht zustehendem Rabatt gedacht…

Stoffblumenpreise

Der Herbst ist irgendwie blöd. Die Gartenomis haben alles abgeernet, verarbeitet und den Garten winterfest verpackt und widmen sich jetzt wieder vermehrt ihren Hobbies. Dazu gehören auch meine Kartenbasteltanten, die ich eigentlich sehr mag. Eigentlich, weil es ja immer die ein oder andere Ausnahme gibt. So den Schlag Besserwisser mag ich mal gar nicht, weil ich das selbst ganz gut kann. Also das Besserwissen. 😀

So ein Exemplar beehrte mich im Geschäft. Ihre Gier fokussierte sich auf Deko-Stoffblumen auf Rollen, die man auf irgendwelches Bastelgedöns (Grußkarten, Becher, Körbe, Gestecke and so on) kleben kann und die dann im Ergebnis den Wohnraum verschönern. Fast wie ´ne Duftkerze, aber eben mit weniger Gestank. Im Ergebnis aber ähnlich: Nämlich überflüssig… Aber egal, widmen wir uns meiner Kundschaft aus der Mitte des letzten Jahrhunderts…

Kundin: Da die roten Stoffblumen, 5 Stück möchte ich.

Gemeint sind wie gesagt ca. 2 cm große Stoffdekoblumen, alle möglichen Farben, auf einer Rolle zum Abschneiden und hintendrau schön mit Trägerfolie zum Abziehen…

Ich: Das wären dann 25 Cent.

Kundin: Waaaaaaaaas?

Ich: Füüüüüünfundzwaaaaaaaanzig Cent!

Kundin: Da kostet ja eine 5 Cent!

Ich: Jo. Stimmt.

Kundin: Also das Basteleinkaufsladenfachgeschäft am anderen Ende der Stadt hat die auch.

Ich: Das ist aber fein.

Kundin: Und da kosten die nur die Hälfte! Wenn überhaupt!

Ich: Glaub ich nicht. Anders: Ich weiß, dass die Damen dort die Dinger nur ab 10 Stück verkloppen und da hättense pro Stück locker 20 Cent gelöhnt. Schließlich sind das da Kapitalisten und ich hab früher mal Zivildienst beim Samariterdings gemacht! 😀

Kundin: Niemals!

Ich: Touché!

Kundin: Watt?

Ich: Ich gebe mich geschlagen.

Die Kundin kackt mental ab. Sprich: Sie weiß nicht weiter…

Ich: Na schönen Tach noch!

Kundin: Aber meine Blumen?

Ich: Die sind doch zu teuer – die bleiben also hier!

Kundin: Ich weiß nichtmal, ob die genau DIE Blumen dort im Basteleinkaufsladenfachgeschäft am anderen Ende der Stadt haben und außerdem bis ich dahin gefahren bin und dann ist die Frau Müllermeier auch immer so unfreulich…

Ich: Unfreundlich könnse hier och haben. Aber Hauptsache, sich hier erstmal aufplustern und mit mir rumdiskutieren, wa? So, macht dann ´n Euro!

Kundin: Eben warn´s noch 25 Cent.,

Ich: Für 25 Cent red ich aber nicht 10 Minuten mit Ihnen, und selbst der Euro is noch untertrieben!

Die Kundin zahlte grinsend zwei Euro und tratschte dann noch eine knappe Stunde mit Ihrer Nachbarin vorm Geschäft weiter. Gott, was möchte ich EINMAL diese Zeit und vor allem solch eine Muße haben! 😀

PS: Ich hätte natürlich nicht auf dem Euro bestanden, aber die Kundin mag mich und weiß, dass immer Hunger habe! 😀

Feinminenspitzer, doppelt natürlich

Herr Rechtsanwalt (vielleicht auch Amtsanwalt, Staatsanwalt oder ähnlich begabt) stolziert freudestrahlend in den Disaster-Fachhandel.

Kunde: Guten Morgen, ich wusste gar nicht, dass in dieser Stadt jemand Doppel-Feinminenspitzer verkauft. Von Faber-Castell, den Grünen nehme ich…

Ah… Der gute Mann war offenbar bei im Disaster-Onlineshop unterwegs. 

Ich: Verkaufen ist richtig. Mitnehmen aber nicht. Weil: Das ist ein Artikel aus dem Onlineshop und…

Kunde: …und warum haben Sie den nicht hier?

Ich: Weil auf unsere Ladenfläche nicht mal 10 Prozent des Sortiments passen, was wir im Onlineshop anbieten.

Kunde: Rechtlich gesehen ist das…

Ich: …mir mal egal. Soll ich Ihnen einen bestellen?

Kunde: Nein, das ist nicht in Ordnung. Sie können nicht mit Sachen werben, die Sie nicht liefern können!

Ich: So, halblang: Alles was im Onlineshop zu sehen ist, können wir auch liefern. Und wenn nicht, stehts daneben.

Kunde: Ja, aber Sie habens nicht im Laden?

Ich: Haben Sie das zweite Staatsexamen?

Kunde: Hö?

Ich: Na wenn ja, hab ich keinen Bock mehr mit Ihnen zu reden, weil ich glaube, dass Sie mich verarschen. Wenn nicht, würde ich Ihnen nochmal ganz langsam erklären, was der Unterschied zwischen einem Onlineshop und einem Ladengeschäft ist…

Der Kunde grinste und trollte sich. 10 Minuten später war seine Bestellung da. Zwei Stück hatter genommen. Rohertrag: ca. 50 Cent pro Stück. Dafür hatter aber schön 5 Minuten mir diskutieren können. Hm, ich überleg, ob ich meine Verkaufs- ähm Beratungsgespräche nach RVG abrechnen sollte. Jedenfalls bei Staatsexamensinhabern. 

Indoor-Rüpel

Elektroroller, die neue Seuche. Sowas hier: Link. Die Dinger haben hinten ein Versicherungskennzeichen dran und der Rockerabklatsch im fortgeschrittenem Alter ballert damit überall rum. Mit überall meine ich auch überall. Und zwar genau hier bei mir IM Laden. Sie, Mitte 40, bäuerlich/Reihenhaus, mit „Abrollschuhen“.

Ich: Das ist jetzt nicht Ihr Ernst!

Kundin: Whut?

Ich: Raus mit dem Ding!

Kundin: Warum?

Ich: Weil ich nicht möchte, dass mit Fahrrädern, Rollern, Autos oder Panzern bei mir IM Laden eingekauft wird.

Kundin: Aber der stört doch gar nicht…

Ich: Mich schon, also raus.

Kundin: Das kann doch wohl nicht wahr sein… Sowas Unhöfliches.

Letztlich trollte sie sich samt ihrer Krücke. Bin ich einfach nur zu empfindlich, habe ich eine komische Erziehung genossen oder ist es heute selbstverständlich, dass jeder jedem seinen Scheiss oder seine Lebensart (und sei sie noch so lustig) aufdrücken kann?

PS: Ebenfalls heute ein Kunde mit schickem Unterarmtattoo: Meia-Chanell. Ich denke, dass der einfach nur aus Blödheit Vor- und Nachnamen verwechselt hat… Pfff!

PPS: Sie war nicht gehbehindert.

Ich bürste meine Vorurteile…

Vorurteile sind ja was Geiles, solange man welche zum Pflegen hat. Ich habe in meinem Portfolio da durchaus ein paar Dutzend und finde das auch nicht so schlecht. Solange da nicht folgende Gedanken wären…

Jeder von euch hat doch schon mal einen vollkommen fremden Menschen auf der Straße gesehen und gedacht „Oh mein Gott, wer ist er denn?“ – egal, ob sich das jetzt auf das Aussehen, die Motorik oder auf den geschätzten IQ reflektiert. Sprich: Eigentlich gibt es immer mal wieder Situationen, in denen man bewusst oder unbewusst denkt, man sei etwas Besseres.

Aber: Wer sagt denn nun, wer auf der richtigen Seite des Wassers steht?

Vielleicht denkt der oder die andere ja genauso und man merkt eigentlich gar nicht, dass man eigentlich der Depp ist? Also quasi wie bei Frauentausch – da will ja auch niemand wahrhaben, dass einer immer der Assi ist…

Habt ihr darüber schon mal nachgedacht?

😉

Rollatorrennen

So bis Mittag ist ja immer Einkaufen für Rentner angesagt. Und da in der Umgebung reichlich Rentnerschließfächer mit Seeblick auf den Acker gezimmert wurden, ist das Vormittagsklientel auch entsprechend sortiert.

Gegenüber der Bäcker ist – sagen wir mal – die Boxengasse für Bürger, die auf einen Rollator angewiesen sind. Wenn jetzt der Fall eintritt, dass mehr als zwei Rollatoren auf dem Weg vom Eingangsbereich zum Bäcker sind, geht das Gehetze los. Man kennt sich und das gemeinsame Ziel. Da man ab einem gewissen Alter ja prinzipiell keine Zeit mehr hat, werden der sportliche Ehrgeiz geweckt, der entweder abgewrackte oder adipöse Körper als auch das Renngerät (Rollator) auf eine harte Probe gestellt.

Man(n) staunt, was aus den Dingern rauszuholen ist. Heute gipfelte solch ein Rennen in einer Art Wunderheilung. Frau A und Frau B stehen quatschend locker 10 Minuten vor dem Einkaufszentrum. Irgendwann verabschieden sie sich überschwenglich, wohl wissend, dass sie sich gleich im Café des Bäckerfachgeschäftes wiedersehen werden. Jetzt gilt es, die Rollatoren schnellstmöglich durch die Drehtür zu schachten und als Erste im Café zu sein, damit der bestmögliche Platz belegt werden kann. Frau A nimmt die linke Drehtür, Frau B die Rechte. Vermutlich ein plumpes Ablenkungsmanöver von Frau B, es hätten durchaus beide Teams in eine Tür gepasst.

Los gehts. Die Schritte werden immer schneller, Frau A hat einen leichten Vorsprung. Wird aber ca. 15 Meter vor dem Ziel böse gefoult – Frau C (rollatorfrei) grüßt und fängt an zu quatschen. Frau A lamentiert, sie hätte keine Zeit. Frau B hat die Gunst der Stunde genutzt und ist locker an Frau A und Frau C vorbeigezogen.

Aber sie hat die Rechnung ohne Frau A gemacht. DIE nämlich lässt den Rollator stehen und wetzt im Stechschritt ins Café, knallt ihre Tasche auf einen freien Tisch und setzt das süsseste Siegerlächeln auf, dass mit mit über 70 haben kann, latscht zurück zum stehengelassenen Renngerät und parkt das Teil artig und korrekt am Tisch ein. Chapeau, Frau A!

Das Leben ist schön. Blöd.

PS: Korrekturlesen fällt aus, wer inhaltliche Zusammenhänge nicht versteht oder sich über Rechtschreibfehler aufregt, soll sich einen Rollator kaufen! 😀